Wie entsteht Zahnstein bei Hunden und Katzen?
Vom bleibenden Zahn bis zum Zahnbelag
Wenn die bleibenden Zähne in die Maulhöhle durchbrechen, werden diese innerhalb kürzester Zeit von einem zellfreien Film auf ihrer Oberfläche überzogen. Dieser heißt „dentales Pellikel“ oder auch einfach erworbenes Schmelzoberhäutchen. Bestimmte Bakterien belagern dieses Häutchen sehr schnell. Sie heißen „Pionierbakterien“ und begünstigen außerdem die Ansiedlung weiterer Keime. So kommen über 300 verschiedene Bakterienarten zusammen! Einige von ihnen besitzen eine zell- und gewebsschädigende Wirkung. Sie bilden zusammen mit Speichelbestandteilen, Mundschleimhautzellen und Nahrungsresten den sogenannten Zahnbelag, auch Plaque genannt. Der Zahnbelag ist eine zähe Masse, die eine feste, auf dem Zahn haftende Schicht bildet. Ein Gramm Plaque enthält bei Mensch und Tier circa 500 Millionen Bakterien. Wir Menschen putzen uns diese Schicht täglich mit der Zahnbürste von der Zahnoberfläche herunter – bei den meisten Haustieren allerdings geschieht das nicht.
Auf Zahnbelag folgt Zahnstein
Als Folge lagern sich verschiedene Mineralien aus dem Speichel ein. Zusammen mit dem Zahnbelag verbacken sie zu dem bekannten Zahnstein. Oft finden sich erste Zahnsteinanhaftungen bei Hunden und Katzen an den Eck- oder Reißzähnen des Oberkiefers. Dort befindet sich der Hauptspeicheldrüsengang in die Maulhöhle. Man unterscheidet den sichtbaren Zahnstein vom nicht sichtbaren Zahnstein. Der sichtbare Zahnstein liegt über der Mundschleimhaut (supragingival). Der nicht sichtbare ist in der Regel dunkler und rauer und liegt unterhalb der Gingiva (subgingival).
Zahnfleischentzündung und Parodontitis
Bestehender Zahnstein ist Anheftungsgrundlage für weiteren Zahnbelag. Die Bakterien auf dem Zahnstein führen so unweigerlich zu einer Zahnfleischentzündung (Gingvitits), die dann im weiteren Verlauf den Zahnhalteapparat zerstören (Parodontitis). In letzter Konsequenz kann dies den Verlust des Zahnes bedeuten.
Klarer Zusammenhang zur Schädigung des gesamten Organismus
Humanmedizinische Studien haben eindeutig einen Zusammenhang zwischen Parodontal- und Allgemeinerkrankungen belegt. Zur systemischen Schädigung des gesamten Organismus zählen zum Beispiel Diabetes mellitus, Lungenentzündungen, Herzerkrankungen oder Schädigungen von Leber und Nieren.
Veterinärmedizinische Studien an 45 Hunden zeigte ebenso einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Zahnerkrankung und dem Grad der nachweisbaren entzündlichen Veränderungen in Niere, Leber und Herzmuskel. Eine parodontale Erkrankung Ihres Tiers beeinträchtigt es also nicht nur lokal im Gebiss, sondern zieht im schlimmsten Fall seinen gesamten Organismus in Mitleidenschaft.